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Ü4

Übersetzung Thumaczenie

 

Robert Wace (um 1150):
Roman von Rollo und den Herzögen der Normandie

Gaudys Übersetzung der altanglonormannischen Chronik ist Teil der romantischen Hinwendung zur mittelalterlichen Literatur. Sie entstand noch in kleinen polnischen Garnisonen, er stellte sie 1834 fertig. Mit einer großen Widmung an Adelbert von Chamisso erschien sie 1835 in Glogau in sehr aufwendigem Druck.

 

  

  Zueignung

 

1.Rollo 48 49 Rollo 25

 

Karl Voretzsch (1867 - 1947)

Der Romanist an der Universität Halle hat sehr intensiv über Gaudy gearbeitet.

Zu Gaudys Rollo-Übersetzung sagt er:

"Sie zeigt ihn nicht nur als gewandten und geduldigen Uebersetzer, sondern auch als einen für jene Zeiten vortrefflichen Kenner des Altfranzösischen, ja, man kann wohl sagen, als wirklichen Philologen.“

Voretsch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Clotilde de Vallon-Chalys: Poésies.

Die [Pseudo-]Mittelfranzösischen Gedichte von Clotilde de Vallon-Chalys sind eine Fälschung von Etienne de Surville aus den Jahren 1784-1795. Er gab vor, das Manuskript einer Ahnin abgeschrieben zu haben, das in der Revolution verloren gegangen sei. Die Gedichte waren seit Erscheinen (1804) umstritten, Gaudy hielt sie für echt ‒ seine Einleitung umfaßt 64 Seiten ‒ , er übersetzte sie hochvirtuos und widmete sie seiner Schwester Constanze.

Die Poésies von Clotilde Surville wurden von der deutschen Kritik „als Spiegel der wahrsten, tiefsten, edelsten und anmuthvollsten Weiblichkeit“ gelobt.  (Wolfgang Menzel, Morgenblatt f. gebildete Leser, Literaturblatt, 26.1.1838).

 

  2.Clotilde Titel

 

2Clotilde O Text1 2Clotilde O Text2
2Clotilde O Text3 2Clotilde O Text4

 


 

Pierre Jean Béranger: Poésies.

Übersetzt von Chamisso und Gaudy: Lieder.

Béranger (1780-1857) war der populärste französische Liederdichter seiner Zeit, er beeinflußte die Napoleonbegeisterung der 1820er und 1830er Jahre stark. Wegen seiner politischen Lieder saß er zweimal im Gefängnis.

Diese Übersetzung war eine Art Nachdichtung, "in freier Bearbeitung" auf den deutschen Leser ausgerichtet. Sie war sehr erfolgreich, ihr folgte eine ganze Reihe weiterer Übersetzungen.

 

  3.BérangerReclam1   3.BérangerReclam2

 

Pierre-Jean Béranger

Ma Vocation Mein Beruf

Übersetzung von Gaudy

Auf diese Welt verstoßen
Siech, arm, der Schönheit bar,
Getreten von den Großen,
Weil er ein Kleiner war,
Der oft und hart Verletzte
Leisʼ an zu klagen fing.
Der liebe Gott versetzte:
Singʼ, armer Kleiner, singʼ!

Mit Kot bespritzt vom Wagen
In dem der Reiche ruht,
Gezwungen zu ertragen
Der Mächtʼgen Übermut,
Bin der Geringgeschätzte,
Demʼs ewig schlimm erging.
Der liebe Gott versetzte:
Singʼ, armer Kleiner, singʼ!

Ich ward um mich zu retten
Zum Herrendienst verdammt.
Schwer drücken mich die Ketten,
und ruhmlos ist mein Amt.
So hoch ich Freiheits schätzte ‒
Eßlust blieb nicht gering.
Der liebe Gott versetzte:
Singʼ, armer Kleiner, singʼ!

Sanft heilten meine Wunden
Vom milden Liebehauch,
Doch mit der Jugend Stunden
Vergeht das Lieben auch.
Verläßt mich noch das Letzte
Woran mein Herz sich hing?
Der liebe Gott versetzte:
Singʼ, armer Kleiner, singʼ!

Zu singen ist auf Erden,
Fast glaubʼ ichʼs, mein Beruf,
Und Liebe wird mir werden
Dort wo ich Freude schuf,
Wo guter Wein euch letzte,
Das Lied im Kreise ging . . . . .
Der liebe Gott versetzte:
Singʼ, armer Kleiner, singʼ!


 

Gaudys geliebte Schwester Constance von Kalckreuth in Schönborn

Constance von Gaudy (Soldin 1805-1876 Sternberg) war seit 1824 mit dem Rittmeister a. D. Karl von Kalckreuth (1789-1841) auf Gut Schönborn verheiratet. Schönborn (Kępsko) war ein Gut ca. 8km nordwestlich von Züllichau (Sulechów), zentral in der Neumark gelegen. Gaudy verehrte und liebte seine Schwester, er war oft zu Erholung und langen Arbeitsaufenthalten zu Besuch, er widmete ihr die Vallon-Chalys-Übersetzung. Sie verwahrte einen großen Teil seines Nachlasses. Bisher gelang es nicht, ein Bild der Schwester zu finden.

 

Schönborn

Karl von Kalckreuth,
der Schwager Gaudys.

Freundlich-ironische Darstellung als dicker Jäger mit dünnem Hund und kleinem Vogel. In Wirklichkeit litt der Schwager an den Folgen schwerer Verwundung in den Freiheitskriegen fortwährend an Schmerzen und Krankheit.

(Aus dem Karikaturenbuch).

 

4.Schönborn 1911 (2)
4.Schönborn 1920 Herrenhaus
4.Schönborn 2015 alte Mühle

Die Bilder zeigen das Herrenhaus nach Postkarten 1911 und 1920.
Das Herrenhaus wurde bei Kriegsende 1945 von russischen Soldaten niedergebrannt.
Heute ist der Platz grün zugewachsen, auf dem Photo von 2015 ist noch ein Rest der alten Gartentorpfosten zu erkennen.