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Schlesischer Musenalmanach neu Ü Regal2 Schlesische Blätter Titel neu Dt.Bll.Juli 1823 neu
Dichtung Poezja

 

 

 

   
  Franz von Gaudy besaß eine große künstlerische Begabung. Von seinen Zeichnungen sind jedoch nur die Karikaturen überliefert, die Fedor von Zobeltitz 1906 im Karikaturenbuch herausgab. Die Karikaturen spiegeln meist ein satirisch-negatives Bild seines militärischen Lebens, zeigen aber auch einige wichtige Szenen aus der Armeezeit wie das Duell in Troppau und ihn selbst als gefesselten Dichter in der Festung Silberberg.  

 


   Berganza - der literarische Hund  
 

Berganza ist der literarische Hund, den Cervantes 1613 in seinen Exemplarischen Novellen und E. T. A. Hoffmann 1814/15 in Phantasiestücke in Callotʼs Manier über das Zeitgeschehen sprechen ließen. Gaudys Berganza spricht 1832 über sein Theaterleben als Hund und über sein Dabeisein beim Studententreffen auf der Wartburg (1817), sodann über einen typisch dummen jungen Leutnant ‒ im Ganzen eine Kritik an den Jungen, die nur mit Worten groß tun, aber nicht wirklich um Recht und Freiheit kämpfen. Das war auch Gaudys Vorwurf an das Junge Deutschland:

    Ihr träumtet, völkerlenzliche Trompeter,
    Den grauen Zwing mit Phrasen umzublasen –
    Ihr irrt euch, Kinder: felsenfest noch steht er
    Und ihr davor mit ellenlangen Nasen.

 



   

 

 

 

 

     Gahse2
   

Szuszanna Gahse: Berganza. 1984.
Berganza unterwegs auf der schwäbischen Alb.

Dieser Berganza kennt Gaudy nicht, er ist ein Moderner. Sein
Thema ist das Ungewöhnliche, manchmal spiegelt er die Autorin.

  


 

Festungshaft  auf Cosel und auf Silberberg.

Gaudy war wegen einer Schuldenaffäre 1825 auf der Festung Cosel und wegen eines Duells 1827 auf der Festung Silberberg jeweils ca. 3 Monate in Haft. Er hat in der Haft sehr gelitten.

1825 - Festung Cosel 

 

 

 1827 - Festung Silberberg

 

 

 

Duell auf Pistolen Gaudy – Hinzinger in Troppau am 18. August 1825.

Bei der Entlassung aus der Festunngshaft in Cosel fühlte Gaudy sich beleidigt und bestand auf einem Duell mit Pistolen gegen Florian Hinzinger, Sekondeleutnant im 22. Infanterieregiment, Füsilierbataillon Cosel. Die Zeichnung ist aus Gaudys Karikaturenbuch.

Hinzinger steht links, Gaudy in Uniform rechts, im Hintergrund die beiden Sekundanten. Links hinter dem Baum steht der Arzt mit Zylinder und Schirm. Hinzinger floh nach dem ersten Schußwechsel.

   

 

   

   
  Die Festung Silberberg ist heute ein belebter polnischer Kulturpark.
Englische Touristen-Information
 

 

 


 

Gaudy der Dichter

 Gaudy stellt sich hier in einer Zeichnung aus seinem Karikaturenbuch in der klassischen Dichterpose dar: wie Apoll mit der Leier, wie es seit der Antike überliefert ist, aber gefesselt.

Mit dieser Pose rettete er sich durch die schwere Lebenskrise, die er 1824/25 nach dem Verlust allen Erbes, der Trennung von seiner Verlobten und dem Zwang zum Verbleib bei der Armee ohne Ausblick auf eine sinnvolle Zukunft erlitt. In seiner Not schrieb er aus Silberberg 1827 an August von Blumröder, Politiker und Schriftsteller, dem er 1829 in Erato die Wasserrosen widmete:

 Auf unfruchtbarer Klippe steht ein mit nackten Wurzeln sich mühsam anklammernder Dornstrauch: weniges Laub, halbverwelkte Blüten, ein Raub der Stürme, ungenießbare Früchte – aber lange zackige Stacheln. Und mit einem tiefen, bangen Seufzer muß ich sagen: ,me voila!‘" 

   

 

 

Preußischer Apoll

Karl Friedrich Schinkel: Preußischer Apoll. Schmucktafel an der Berliner Bauakademie, ausgeführt von August Kiß. 1836