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2 RACLAWICE

Jan Matejko: Schlacht von Raclawice.

Polen Polska

Gaudy und Polen

Gaudy hat nach 1830 in der umfassenden Anteilnahme am polnischen Freiheitskampf nicht wie viele Dichter Polenlieder gedichtet, sondern zeitgenössische polnische Literatur übersetzt (Niemcewicz, Mickiewicz, Polnische Volkslieder) sowie Themen und Mythen der polnischen Geschichte beschrieben: die Verserzählung Paulina um den Freiheits-Kampf der Polen gegen die Russen (Korallen, 1834), die Erzählung Der Jahrestag um den polnischen Freiheitshelden Kościusko (Novelletten 1837), und Romanzen aus der polnischen Geschichte (Des Sapieha Rache u. a).

 


J. U. Niemcewicz: Geschichtliche Gesänge der Polen.

 

   

Die Birke.


Birke, Birke, holde Birke, weshalb dein so tiefes Trauern?
Starrten deiner Säfte Quellen in des eisʼgen Frostes Schauern?
Hauchte feindlich dich der Wind an? Warʼs der Bach, der züngelnd leckte
Nährʼnde Scholle, die der Wurzeln fasriges Geflecht bedeckte?

Birke sprach: Nicht Frost versteinte, Schwester Olga, saftʼge Quellen,
Nährʼnde Scholle spülten nimmer von den Wurzeln mir die Wellen –
Doch aus fernen, fernen Landen kam der Tatar: Feuer qualmte,
Zweige brach er, und sein Tritt warʼs, der das Gras ringsum zermalmte.

Und wo der sein Feuer zündet, sprießt kein Gras mehr auf der Weide;
Wo der durch die Saaten reitet, seufzt die Flur in Herbstes Kleide;
Wo sein Roß den Bach durchschritten, löscht kein Tier des Durstes Gluten,
Und das Grab nur heilt die Wunden, die von seinen Pfeilen bluten.

Ach! von dorther, ach! von dorther kommt uns Gottes Fluch! den Gauen
Bringt der Wind Heuschreckenschwärme, dorther bleichen Mangels Grauen,
Und die Pest, die Menschengierʼge, istʼs die sich von dorther schwinget – –
Schade, daß das Licht der Sonne auch von dorther zu uns dringet!

Polnisches Volkslied

 

 

Julian Ursyn Niemcewicz (1757 ‒ 1841)

Staatsmann und Schriftsteller, hatte als Adjutant Kościuszkos 1794 beim Aufstand gegen die Russen gekämpft, war ihm nach Amerika gefolgt und wieder zurückgekehrt; er lebte jetzt im Exil in Paris.
Śpiewy historyczne (1816) schildert die polnische Geschichte von den Anfängen bis ins 17. Jahrhundert in 33 Gesängen, Gaudy hat 24 davon ausgewählt.

 

 

  


 

Paulina. In: Korallen. 2. Schnur. Glogau 1834.

Die Versnovelle Paulina entstand 1832 in Posen. Sie spielt in den polnischen Kämpfen um Freiheit
und Unabhängigkeit ‒ daraus der Preis der polnischen Verfassung vom 3. Mai 1791 ‒, die 1795 mit
der dritten Teilung Polens endeten. Die politische Lage spiegelt sich in der aussichtslosen Liebe einer Polin und eines Balten-Russen. Die historische Situation, die russische Macht und die Besatzungs-Greuel werden präzise geschildert. Es endet mit dem grauenhaften Tod beider Liebenden.

 

Preis der polnischen Verfassung vom 3. Mai 1791, der ersten geschriebenen Verfassung Europas.

Es funkelt mit unvergänglichen Strahlen
Ein Tag in Poloniaʼs Annalen:
Der Tag, wo ein geheiligt Band
Ein neugebornes Volk umschlang.
In Trümmer sank die Scheidewand,
Die eherne, die Jahrhunderte lang
Die Söhne Einer Mutter trennte,
Den Sturm empörter Elemente
Besänftigte mit Zaubermacht
Ein Spruch, und aus der dunkeln Nacht
Glomm über den Fluren des Vaterlands
Der Freiheits-Sonne lichter Glanz.
Einst nur verderblich wüstes Geschrei,
Jetzt Wahrheit: Polonia war frei!

Pochwała Konstytucji 3 maja 1791 roku,
pierwszej spisanej konstytucji w Europie

Na zawsze lśni opromieniony
Dzień ten w annałach Polonii:
Dzień, kiedy to święta więź
Nowo zrodzony naród splotła.
I w gruzach legł odwieczny mur,
Twardy jak spiż, co od stuleci
Rozdzielał Synów Jednej Matki;
Burzę żywiołów rozpętanych
Magiczną mocą uciszyło
Słowo i w ciemności nocy
Rozgorzał nad ojczystą niwą
Słońca Wolności jasny blask.
Kiedyś nic ponad próżny, dziki krzyk,
Teraz to prawda: Polonia – wolna!
Übersetzung Maria Gierlak
Małgorzata Klentak-Zabłocka

 


  

2 Jahrestag Kosciuszko Porträt copy
Józef Grassi: Kościuszko. 1792. 
Krakau, Muzeum Narodowe.

Kościuszko.

 Der polnische Nationalheld Tadeusz Kościuszko (1746-1817), der 1817 in Solothurn im schweizerischen Exil über seinen vergeblichen Kampf für Polens Freiheit trauert, schildert die große unglückliche Liebe seiner Jugend, die an den Standesschranken eines zügellosen, hochmütigen Adels scheiterte. Es ist ein Bild seines glück- und erfolglosen Kampfes um Polens Freiheit, das mit dem begeisterten Blick auf den Sieg bei Racławice am 4. April 1794 gegen die russische Armee schließt, ein kleiner Sieg des Volksheeres mit großer Wirkung für das polnische Nationalbewußtsein.

Der Jahrestag. S. 73-126

 

Der Jahrestag. Novelle von Gaudy über T. Kościuszko.
Kościuszko beschreibt darin eine Szene der Schlacht von Raclawice vom 4. April 1794.
„Wohl haben wir Recht, auf unser gemeinsames Vaterland stolz zu sein,“ fuhr der General fort; „verzeichnet doch die Geschichte fremder Völker keine Großtat, zu welcher die unsrige des glänzenden Gegenstücks entbehre. Gedenke, gnädige Frau, der Schlacht von Raclawice. Zwei russische Geschütze säten von der Anhöhe herab den verwüstenden Eisenhagel auf die vordringenden Haufen der Unsrigen, schmetterten reihenweise die Freiheitskämpfer zu Boden. Schon beginnen die Krieger, welche erst den Tag zuvor den Pflugschar mit der Waffe vertauscht, welche zum ersten Male dem Tod in’s blutige Antlitz schauen, zu wanken, und der belebende Zuruf ihrer Führer verhallt von den Weichenden unvernommen. Da treten zwei Landleute von dem Gebiete von Krakau aus den Rotten der Zagenden, stürzen sich allein auf die mörderischen Feuerschlünde. Bartosz Glowacki, der erste dieser Helden, schlägt mit der Mütze dem Kanonier die zum Abfeuern gesenkte Lunte aus der Hand, und mit gewaltigem Hiebe der Sense den Erstarrenden zu Boden. Sein Waffenbruder Thomas Switackis umklaftert das zweite Geschütz mit den Armen, und drängt seine nackte Brust als Mauer vor den Schlund des Feuerrohrs. Bei diesem Anblick schließen die Krakusen die noch eben lockren Reihen, dringen mit kampffreudiger Begeistrung vorstürmen unter wildem Jubelruf die Batterie – der Sieg war unser. Noch auf dem Schlachtfelde ernannte ich die beiden Tapfern zu Offizieren.“

„Owszem, mamy prawo być dumni z naszej wspólnej ojczyzny“, mówił dalej generał: „historia innych ludów nie odnotowuje bowiem żadnego wielkiego czynu, który i w naszej nie miałby świetnego odpowiednika. Wspomnij, łaskawa Pani, bitwę pod Racławicami. Dwa rosyjskie działa siały ze wzgórza niszczycielski grad żelaza na szturmującą gromadę naszych, dziesiątkując całe szeregi powstańców. I oto walczący, którzy ledwie wczoraj zamienili lemiesz na broń, którzy po raz pierwszy patrzą w krwawą twarz śmierci, zaczynają się chwiać, a okrzyk wodzów, zagrzewający ich do walki, pozostaje wśród popłochu bez echa. Wtedy z oddziałów zdjętych trwogą występują dwaj chłopi spod Krakowa i samotnie rzucają się na mordercze paszcze ziejące ogniem. Bartosz Głowacki, pierwszy z tych bohaterów, czapką wytrąca działowemu z ręki lont, spuszczany już do wystrzału, i potężnym ciosem kosy powala zdębiałego kanoniera na ziemię. Jego towarzysz Tomasz Świtacki, obłapia ramionami drugie działo, przyciskając nagą pierś jak mur do gardzieli
lufy armatniej. Na ten widok krakusi zwierają dopiero co rozluźnione szeregi, ruszają naprzód z wojowniczym zapałem – szturmują baterię, wiwatując dziko – zwycięstwo było nasze. Jeszcze na polu bitwy mianowałem tych dwóch śmiałków oficerami “.
Übersetzung Maria Gierlak und Małgorzata Klentak-Zabłocka


Kościuszko: Des Polen Klage.

 

 

Karl von Holtei: Der alte Feldherr. (1825)

Die politische Situation Polens war im benachbarten Pommern und Schlesien immer präsent, im Westen sehr viel weniger; hier erwachte die Anteilnahme erst mit dem Zug der Flüchtlinge durch die westlichen deutschen Lande in den Polenliedern. Die bekannteste poetische Stellungnahme für Polen, für deren Nationalheld Tadeusz Kościuszko, der 1794 siegreich gegen die Russen gekämpft hatte, wenn auch zum Schluß der Übermacht erliegend, schrieb der schlesische Dichter und Theatermann Karl von Holtei (1798 Breslau 1880) in seinem Heroischen Liederspiel: Der alte Feldherr (1825)Darin beklagt Kościuszko den vergeblichen Kampf für sein Vaterland, s. Des Polen Klage.

Gaudy hat das Lied für seine Situation in Armeezeiten nach damaliger Sitte umgedichtet, seine Lieutenants Klage war sehr populär.

 

Holtei/Kościuszko: Des Polen Klage.

Fordʼre Niemand mein Schicksal zu hören
Dem das Leben noch wonnevoll winkt.
Ja wol könnte ich Geister beschwören
Die der Acheron besser verschlingt.
Aus dem Leben mit Schlachten verkettet,
Aus dem Kampfe mit Lorbeer umlaubt,
Habʼ ich nichts, habʼ ich gar nichts gerettet,
Als die Ehrʼ und dies alternde Haupt.

Keine Hoffnung ist Wahrheit geworden,
Selbst des Jünglings hochklopfende Brust
Hat im liebeblühenden Norden
Ihrer Liebe entsagen gemußt.
Zu des Vaterlands Rettung berufen
Schwer verwundet, von Feinden umschnaubt,
Blieb mir unter den feindlichen Hufen
Nur die Ehrʼ und dies blutende Haupt.

In Amerika solltʼ ich einst steigen,
Doch in Polen entsagtʼ ich der Welt!
Lasset mich meinen Namen verschweigen,
Ich bin nichts als ein sterbender Held.
O mein Vaterland, Dich nur beklagʼ ich
Ja, Du bist Deines Glanzes beraubt
Dich beweinend zum Grabe hin trag ich
Meine Ehrʼ und mein sinkendes Haupt.

  Gaudy: Lieutenants-Klage. (Parodie).

Fordre Niemand mein Schicksal zu hören,
Der das Schwert statt der Feder erwählt,
Lasset nie Euch vom Schimmer bethören,
Und vernehmt, was ich warnend erzähltʼ:
Von der Garde zur Linie vertrieben,
Meiner silbernen Litzen beraubt,
Ist mir nichts von der Garde geblieben,
Als mehr Schulden, wie Haarʼ auf dem Haupt.

Keine Hoffnung ist Wahrheit geworden
In des Jünglings hochklopfender Brust,
Nur von Sieg träumt ich einst und von Orden,
Von des Kampfes beglückender Lust;
Jetzt marschirʼ ich allein zu Revüen,
Werde nur vom Major angeschnaubt,
Bis bei den Garnison-Compagnien
Ruhe winket dem alternden Haupt.

Ja in Potsdam, da wähntʼ ich zu steigen,
Und in Glogau entsagtʼ ich der Welt,
Denn mein Pech blieb mir ewig treu eigen,
Und man ist nur ein Lump ohne Geld.
Euch, Ihr Gläubiger, Euch nur beklagʼ ich,
Daß Ihr stets meinen Worten geglaubt,
Denn ehʼ ich Euch befriedige, tragʼ ich
Ganz bestimmt schon ein schneeweißes Haupt.