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Franz von Gaudy

weiter unten: Zeittafel Links

Kugler Gaudy Porträt1

Franz von Gaudy 1838. Zeichnung  Franz Kugler, Radierung Eduard Eichens.
(Frontispiz des Deutschen Musenalmanachs 1840).

 

Franz Freiherr Gaudy

(*1800 in Frankfurt an der Oder, † 1840 in Berlin).

Spätromantischer, frührealistischer, liberaler Schriftsteller des Vormärz. Er schrieb Gedichte und Prosa, keine Dramen und war ein ausgezeichneter Übersetzer aus dem Polnischen und Französischen (Alt-, Mittel- und [Neu-]Französisch). Seine Verskunst erscheint in großem Formvermögen in Versepen und Gedichten, beachtenswert blieben seine politischen Gedichte und Bild-Gedichte. Die Prosa umfaßt Novellen und Erzählungen, darunter die Venetianischen Novellen, sowie die zeitgeschichtlich wertvollen Berichte seiner Italienreisen.

Gaudy stammt wie der berühmteste Sohn Frankfurts a. O. – Heinrich von Kleist (1777-1811) – aus dem märkischen Adel. Eine Generation später teilt er ähnliche Lebensumstände: die ungeliebte Zugehörigkeit zur preußischen Armee und fortwährende wirtschaftliche Unsicherheit und finanzielle Not. Nach langen, mit Widerwillen und Aufbegehren ertragenen militärischen Jahren (1818-1833 mit einer Zwangsversetzung und zwei Festungshaften) in Potsdam, Schlesien und im Großherzogtum Posen empfand er den 1833 endlich erreichten Abschied vom Preußischen Heer als seine „Menschwerdung“.

Ab 1823 veröffentlichte er Gedichte und Prosa in Almanachen, 1829 erschien sein erstes Buch Erato, Gedichte und Prosa, 1832 die Gedanken-Sprünge, heitere, satirische Stücke.

In  Berlin verkehrte er ab 1834 im Kreis der Literarischen Mittwochsgesellschaft, mit Adelbert von Chamisso war er eng befreundet. Zunächst publizierte er 1834 die in Armeezeiten entstandenen Werke. Mit dem Napoleon-Epos Kaiser-Lieder (1835) trat er deutschlandweit hervor. Er schrieb, übersetzte, reiste, unterstützte Chamisso bei der Redaktion des Deutschen Musenalmanachs und besuchte den Schwäbischen Dichterkreis um Gustav Schwab und Justinus Kerner. Zwei Italienreisen, eine kurze 1835 (Mein Römerzug 1836) und eine lange 1838/39 (Portogalli, 1844) waren glückliche Zeiten. In Preußen selbst fühlte er sich durch politische Unfreiheit und Zensur immer schlechter; er plante, sich nach einer weiteren Reise in den Süden in Schwaben niederzulassen.

Er starb 1840 plötzlich an einem Schlaganfall. Die Werkausgabe gab Arthur Müller 1844 heraus. Bis zum Ersten Weltkrieg war Gaudy ein viel gelesener Autor. In den 1920er und -30er Jahren erschienen weiter die Venetianischen Novellen und sein bekanntester Titel: Aus dem Tagebuche eines wandernden Schneidergesellen. Danach ist er fast ganz vergessen.

Zu seinem 225. Geburtstag am 19. April 2025 wird er im Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) mit einer Ausstellung gewürdigt, zu der ein Ausstellungsbuch und der dritte abschließende Band einer Auswahlausgabe erschienen sind.

Die Ausstellung wird auf den Seiten des Menüs oben dokumentiert.

 

   

Zeittafel

1800-04-19

 

Geboren in Frankfurt (Oder).

 

1810-1815

1815-1818

 

1810-1818 Schulzeit.

Schüler am Französischen Gymnasium in Berlin.

Schüler in Schulpforta.

   

1818-1833 Armee 

1818-1821  

Potsdam, 1. Garde-Regiment zu Fuß.

1821-1825

 

Breslau/Brieg, 10. Infanterieregiment.
Ab 1823 publizierte er in Zeitschriften.

1825–1830  

Glogau, 6. Infanterieregiment.

1825 Festungshaft auf Cosel. 1827 Festungshaft auf Silberberg. Vergebliches Bemühen um Austritt aus der Armee, andauernde finanzielle Not.
1829 Erato. (1. Gedichte, Widmung an Heinrich Heine. 2. Wasserrosen. Romantische Prosa, Widmung an August von Blumröder. 3. Elegien. Widmung an seine frühere Braut Jenny von Rochow.)

1830–1833  

Großherzogtum Posen, 6. Infanterieregiment.

1832 Gedanken-Sprünge eines der Cholera Entronnenen. Sammlung überwiegend satirischer Texte.
Darin: Berganza.

1833

 

Abschied von der Armee mit einer kleinen Pension.
Übersetzung aus dem Polnischen: J. U. Niemcewicz: Geschichtliche Gesänge der Polen.

 

 

1834-1840 Berlin

1834  

Niederlassung in Berlin im Kreis der Literarischen Mittwochsgesellschaft.
Besondere Nähe zu Adelbert von Chamisso.

Schild-Sagen. Heroldslyrik. Wappenlegenden von 12 Adelsfamilien.
Korallen. (Der Liebe Loos. Versromanze. ‒ Paulina. Tragische Versdichtung. ‒ Gedichte).
Desengaňo. Liebesnovelle mit satirischen Zwischenstücken.

1835

 

Erste Italien-Reise nach Rom.

Übersetzung aus dem Altfranzösischen: Wace: Roman von Rollo und den Herzögen der Normandie. Widmung an Adelbert von Chamisso.
Kaiser-Lieder. Napoleon-Epos. Erringt deutschlandweite Aufmerksamkeit.

 1836  

Mein Römerzug. Beschreibung der Romreise in 3 Bänden.
Aus dem Tagebuche eines wandernden Schneidergesellen. Satirische Romreise eines geborenen Berliners. Gaudys bekanntester Titel.
Berlinisches Bilderbuch. Bibliophile Ausgabe von 6 Bildgedichten mit Stahlstichen.

1837

  Übersetzung aus dem (Pseudo-)Mittelfranzösischen: Clotilde de Vallon-Chalys. Dichterin des 15. Jahrhunderts. Das 'Original' war eine Fälschung von Etienne de Surville. Widmung an seine Schwester Constanze von Kalckreuth.

Novelletten. (Der Katzen-Raphael. Der Jahrestag. Schüler-Liebe).
Lieder und Romanzen.

1838

 

Venetianische Novellen.
Übersetzung aus dem Französischen: Bérangers Lieder. Gemeinsam mit Chamisso.
Deutscher Musenalmanach für das Jahr 1839.
Novellen und Skizzen. 1839. (Ludwiga. Der Schweizer-Soldat in Bologna. Jugend-Liebe. Der moderne Paris). Widmung an seinen Freund Eduard Ferrand.

1838-1839

 

Zweite Italienreise über Turin, Neapel, Sizilien, Neapel und Rom.

Gaudy finanzierte die Reise mit Arbeiten für die Cotta-Journale (Morgenblatt für gebildete Leser, Allgemeine Zeitung, Das Ausland). Nach der Rückkehr nach Berlin im Juli 1839 arbeitete er an der Vorbereitung einer Gesamtausgabe seiner Werke.

1840  

Zweites Berlinisches Bilderbuch.

1840-02-05

 

Tod durch Schlaganfall.
Grabstätte auf dem Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde in Berlin Tempelhof-Kreuzberg, Eingang Zossener Straße.

1844

 

Sämtliche Werke in 24 Bänden, hrsg. von Arthur Müller.

 

Links zu Gaudy

Kleist-Museum

Blog zum 220. Geburtstag Gaudys am 19. April 2020

Freie Universität Berlin: 
Franz von Gaudy: Venetianische Novellen und italienische Erzählungen.
Eine Ausstellung zum Erscheinen der kritischen Studienausgabe.

Ausstellung vom 20. Oktober bis 11. November 2020.

Ausstellungstext Ausstellungsplakat 

Im Blog Night out @ Berlin  (nightoutatberlin) des Berliner Bloggers Torsten Flüh:

Rückkehr eines aus dem Kanon Gefallenen   Eintrag vom 25. Oktober 2020.

Die fulminante Rückkehr des Dichters Franz von Gaudy Eintrag vom 1. Juni 2025.

 

 

 

@ 2025 Dr. Doris Fouquet-Plümacher, Berlin,  fouquet (at) zedat.fu-berlin.de

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