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Dichtung Poezja

 

Dichtung der 1830er Jahre.
   
 

Novelletten. 1837.
Berlin: Enslin 1837.

Inhalt:
Der Katzen-Raphael.
Der Jahrestag. Kościuszko-Novelle.
Schüler-Liebe. (s. unten).

 

Der Katzenraphael. 1837.

Künstlernovelle um den Berner Maler Gottfried Mind (1768-1814). Er zeichnete vor allem Katzen, Bären und Kinderszenen, wegen der Feinheit seiner Katzendarstellungen erhielt er den Übernamen Katzenraphael.

Hier: Vier deutsche Erzähler. Nürnberg: Spandel [1925] ohne Angabe des Künstlers.
In: Ausgewählte Werke 3, 2025, S. 289-318.

 

Desengaño. 1834.

Fünf Episoden (Jornadas) schildern die unglückliche Liebesgeschichte von Bernardo und Paola, unterbrochen von vier Satire-Einschüben (Entremeses).
Desengaño entstand zu Gaudys Armeezeiten, erschien 1834, wurde von der Kritik ratlos aufgenommen und blieb ohne Erfolg. Die Jornadas sind seit 1844 nicht mehr erschienen, die Satiren hingegen werden bis heute immer wieder gedruckt.

 


Kaiser-Lieder

Die Kaiser-Lieder umfassen 27 Lieder von der Jugend Napoleons über den siegreichen Aufstieg zum Beherrscher fast ganz Europas bis hin zu seinem Tod auf St. Helena, der fernen Insel im südlichen Atlantik. Sie sind ein einziger Lobpreis des militärischen Siegers, des historischen Helden. Mit diesem Werk wurde Gaudy deutschlandweit als bedeutender Autor wahrgenommen.

Gaudy beschwört Napoleon als den großen, „für die Erde zu früh gesunkene[n] Agitator“, der die blutige Revolution mit seinem Schwert beendete, die alten Herrschaften zertrümmerte und ein „Vaterland Europa“ unter französischer Herrschaft schaffen wollte. Die lebhafte politische Literatur-Kritik warf ihm einen einseitigen Lobpreis des Tyrannen und Plünderers Europas vor, den man in den Befreiungskriegen mühsam niedergerungen habe.

 
 

Waterloo

Wie welker Blätter Wirbel im Herbst entführt dem Wald,
Wie Wolken bald zerfließend, bald formenlos geballt,
Wie über Moor und Heide der Helden Geister ziehn –
So großen Heeres Schatten: Franzosen sinds – sie fliehn!
Der über Meer Verbannte ist wieder heim gekehrt,
Sie nahmen ihm das Szepter, sie ließen ihm das Schwert.
Noch einmal galt’s die Frage: Nennʼ ich die Erde mein?
Noch einmal rief das Schicksal im Schlachtendonner: Nein!

(Erschienen am 1. März 1840 im Preußischen Volksfreund).

 


 

Gedichte.

Gaudy hat ein umfangreiches poetisches Oeuvre geschaffen: Gedichte, satirische Verse, Romanzen, Balladen, Bildgedichte, Spott- und Scherzgedichte, politische Gedichte, Verserzählungen. Diese Auswahl aus seinem lyrischen Werk enthält die von ihm selbst getroffene Auswahl, 1847 herausgegeben von Arthur Müller. Sie wurde 2023 als Band 2 der Ausgewählten Werke mit Darstellung seines lyrischen Schaffens, ausführlichem Kommentar sowie den Bildern der Bildgedichte und einem Verzeichnis der Vertonungen neu herausgegeben.


 

Deutscher Musenalmanach

Gaudy unterstützte Chamisso intensiv bei der Herausgabe des Musenalmanachs. Den Jahrgang 1839 gab er alleine heraus; hier wählte er als Frontispiz das Porträt von August von Platen und schloß damit den Literaturskandal der Zeit aus dem Anfang der 1830er Jahre ‒ die schwere Auseinandersetzung von Platen und Heinrich Heine ‒ begütigend ab. Der Jahrgang 1840 mit Gaudys eigenem Porträt erschien unter anderem Herausgeber und enthält viele Gedichte aus seinem Nachlaß.

      3 1840 Musenalmanach  

 


 

Ludwiga und Schüler-Liebe.

4 Ludwiga Dresden   4 Ludwiga Posaune 17.1.1838   4 Ludwiga Frontbücher Titel  

Ludwiga. 1839.

Ludwiga schildert mit der jungen Comtesse Ludwiga die Welt des alten Adels in ihrem unausweichlichen Niedergang im Spiegel der allgemeinen Gesellschaftsgeschichte. Die Erzählung schildert das Zusammentreffen aller: die pfälzischen Auswanderer, die zu Fuß mit dem Handwagen unterwegs sind, die braven Bürger im biedermeierlichen Landstädtchen, den Künstler, der seinen Platz in der Gesellschaft zu finden sucht, den alten Leutnant, der sich mühsam in einer Lehmhütte eingerichtet hat, den alten Adel in gewohntem Glanz mit Schloß und treuem Diener, den jungen Adel in ererbter Adels-Arroganz und herzloser Überheblichkeit im Niedergang der neuen Zeit.

 

4 Schüler Liebe Reclam   4 Schüler Liebe Weissinger Leiter   4 Schüler Liebe Weissinger Tambour  

Schüler-Liebe. 1837.

Der Schüler in Schulpforta wird bei der Liebelei mit der Nichte eines Professors ertappt, der Schule verwiesen und gerät als Tambour ins Napoleonische Heer: ‒ die Erzählung reicht vom Gefecht von Saalfeld am 10. Oktober 1806 bis zur Schlacht von Preußisch Eylau vom 7.-9. Februar 1807. Er überlebt die Schlacht mit Glück und gelangt wieder zurück nach Thüringen zu einem glücklichen Ende.

Illustration von Gustav Weissinger (Berlin: Karl Voegels Verlag o. J. [1927]. Terra-Bücher 3).